„Sitz, halber Stand, Sitz“ – was sich für Laien anhören könnte wie eine Hundedressur ist der Beginn einer Anfängerübung im Trampolinsport. Das haben am Mittwochmorgen in der Turnhalle an der Schluchtsstraße schon alle 18 Kinder des Feriensportkurses des PSV Wuppertal gut drauf und setzen auch noch Grätsche, Hocke und halbe Drehung dazu. Zwei Kinder fehlen heute entschuldigt, doch insgesamt ist Marco Licata von der großen Resonanz überrascht. Seit zwei Jahren bietet der Wuppertaler Trampolinsport im PSV an. Licata hatte – nachdem er seinen Übungsleiterschein (C-Lizenz) in Radevormwald gemacht hatte und dort noch gebunden war – zuächst vergeblich nach einem Verein in Wuppertal gesucht. Oft scheiterte das schon daran, dass in vielen Hallen, wenn überhaupt, nur ein Wettkampftrampolin vorhanden ist. „Der PSV zeigte sich dann offen, zumal ich über Bekannte erfahren habe, dass es hier in der Turnhalle der Rudolf Steiner-Schule zwei solche Trampoline gibt“, so Licata. Im Wuppertaler Kinderferiensport ist Trampolin ganz neu, und die Nachfrage zeigt, dass das auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Suzsanne Deseke, die die Angebote im Sportamt koordiniert (siehe Infokasten), war froh, dass Licata die geplante Kapazität von 15 Kindern auf 20 erweitert hat, um Kinder auf der Warteliste noch berücksichtigen zu können.
Disziplin ist für die Sicherheit unerlässlich
Licata hat die Sache trotzdem im Griff – das merkt man sofort, wenn man die Halle betritt, wo die Kinder im Alter von acht bis 15 Jahren vor Beginn diszipliniert auf der Bank auf ihren „Marco“ warten. Der ist heute allein, weil Kollege Mario Höller, mit dem er auch den Dienstagskurs, beim PSV abhält, heute nicht kann. Kein Problem: So groß die Wildheit der Kinder beim Aufwärmspiel Zombiball ist, so artig stehen sie nachher an beiden Seiten der Trampoline, als es nach den ebenfalls obligatorischen Dehnübungen endlich ans Gerät geht. Es vorher zu betreten, ist streng verboten. Jetzt stehen die Kinder aufgeteilt, an beiden Längsseiten der Trampoline, auf die dann jeweils nur ein Kind aufsteigen darf. Marco Licata ist stolz, dass er in fünf Jahren als Trampolintrainer bisher keinen einzigen Verletzten zu verzeichnen hat. Weil hier ausschließlich Einsteiger am Werk sind, auch wenn viele zu Hause ein Gartentrampolin haben, verzichtet er auch auf Salti, macht mit seinen Schützlingen höchsten Vorübungen, wie Rolle rückw.rts oder vorwärts auf dem Trampolin. Langeweile kommt dennoch nicht auf, die Begeisterung jedes Kindes, das das Trampolin betreten und die jeweiligen Sprungaufgaben lösen darf, ist groß. Ben (15) kommt der Decke beim Strecksprung mit den Händen schon recht nahe. Er klettert sonst (Bouldern) und bringt die nötige Körperspannung mit. Balance- und Rhythmusgefühl – auch das gehört dazu, um die Übungen sauber turnen zu können und möglichst immer im Zentrum der Zone zu bleiben, wo das Trampolin den größten Federeffekt hat. Heute wird noch einmal die Übung der Pflichtstufe zwei mit insgesamt sieben Elementen durchgenommen, die man in den ersten Tagen erlernt hat. Wenn es fehlerfrei gelingt, gibt es Applaus von den Wartenden, die interessiert zuschauen, bis sie an der Reihe sind – und im Notfall ja auch sichern sollen, falls jemand nach außen geschleudert werden sollte. „Bis Freitag wollen wir versuchen, die Pflichtstufe drei zu erarbeiten“, sagt Marco Licata. Das sind dann schon zehn Elemente in der Reihenfolge „Sitz – Stand – Grätsche – halber Sitz (gemeint ist nach halber Drehung), halber Stand – Hocke – Sitz – halber Sitz – Stand – halbe Drehung“. Licata kam erst vor fünf Jahren zum Trampolinturnen. „Als ich Kind war, hätte ich mir das beim Feriensport gewünscht, dann hätte ich sicher früher damit angefangen“, sagt er. Anfragen von Kindern aus seinem jetzigen Feriensportkurs, die nun in die reguläre PSV-Gruppe wollen, hat er schon mehrere erhalten.